The power of imperfection

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Am 23. November 2024 fand der fünfte TEDxHWZ statt, welcher von der Studiengruppe des Executive MBA Digital Leadership der HWZ organisiert und durchgeführt wurde. Wir waren Silber-Sponsor dieses Events, an welchem unser Mitarbeiter Roger Tobler als Speaker auftrat.

Zu hören und sehen waren 10 Persönlichkeiten mit ihren inspirierenden Geschichten zum Motto «Beyond Boundaries». Das Event fand im Auditorium an der HWZ statt und wurde via Livestream übertragen.

Dieses Jahr widmete sich TEDxHWZ der steigenden Komplexität, Geschwindigkeit und Dynamik unserer digitalen Zeit. Die Speakerinnen und Speaker gaben spannende Einsichten zu den Fragen:

  • Wo liegen die Grenzen – jedes Einzelnen und der gesamten Gesellschaft?
  • Was braucht es, um die Grenzen wahrzunehmen, sie zu erreichen oder sogar jenseits der Grenzen zu treten?
  • Wie sieht die Zukunft aus? Was ist echt und was eine Illusion?
Roger Stage

Roger Tobler ist Senior Product Owner bei aity AG und war Speaker an der diesjährigen TEDxHWZ. Er nahm alle Teilnehmenden mit auf eine bemerkenswerte Reise zu Perfektion und der Kraft der Unvollkommenheit. Lesen Sie hier die Zusammenfassung:

«The power of imperfection»

Tag für Tag werden wir mit dem Streben nach Perfektion konfrontiert: Von Social Media-Filtern über photogeshoppte Magazin-Cover bis hin zu KI-generierten Bildern. Der Druck, unsere Rollen perfekt erfüllen zu müssen, durchdringt viele Aspekte unseres Lebens.

Perfektion ist ein Ideal, das vom Menschen geschaffen wurde. Wir können uns untereinander austauschen, googeln oder prompten, um ein Bild von Perfektion zu erhalten und wir werden viele unterschiedliche Meinungen finden. Weil Perfektion subjektiv ist.

Perfektionismus ist ein Bestreben, das vielen von uns die Fähigkeit raubt, Freude und Sinn zu finden. Es ist wie in einem Hamsterrad. Perfektion ist ein unerreichbares Ziel.

Menschliche Unvollkommenheit ist Realität. Fehler und Versäumnisse sind Teil unseres Lebens. Wir alle haben unsere Unvollkommenheiten. Einige sind offensichtlicher als andere. Wenn wir sie anerkennen, bleiben wir authentisch, verletzlich, menschlich. Gleichzeitig akzeptieren wir unsere Mitmenschen, wie sie sind. Dies schafft ein integrativeres und unterstützenderes Umfeld.

ChatGPT perfect person

Mut und Akzeptanz

In diesem Moment zog Roger sein Hemd aus. Und da sahen wir ihn mit seiner Prothese am rechten Unterarm.

«Ich begrüsse meine Unvollkommenheiten. Ich schaffe das nicht jeden Tag gleich gut, aber ich weiss, dass sie Teil meiner persönlichen Entwicklung und des Wachstums sind.»

Roger wurde mit Dysmelie in seinem rechten Arm geboren. Dysmelie ist die unvollständige Entwicklung eines Körperteils aufgrund einer Störung der Embryonalentwicklung. Seine erste Prothese bekam er, als er vier Jahre alt war. Er zeigte uns Fotos aus seiner Kindheit.

Roger Prothese
Fotos Roger Kindheit

Seine Eltern hielten ihn nie davon ab, Dinge zu tun, die zwei Hände erforderten. So lernte er, sein Handicap zu akzeptieren und kreative Wege zu finden, seine Dinge mit einer Hand zusammen mit der Prothese zu erledigen. Er machte, was er wollte, wuchs über seine Grenzen hinaus. Nicht immer zur Freude seiner Eltern.

Er absolvierte eine Lehre, startete ins Berufsleben und baute sein eigenständiges Leben auf. Bekam seine erste Stelle als Kundenberater. Zog mit Freunden in eine WG. Spielte Fussball und schaffte es in die Selektion der Nationalmannschaft. Bekam den Führerausweis für Motorräder und Autos.

Dank seines Orthopädietechnikers wird er sein ganzes Leben lang von der richtigen Prothese begleitet. Er kann direkt Einfluss auf das Design nehmen. Das hilft ihm, seine körperlichen Aufgaben zu meistern und seine Behinderung wahrzunehmen.

«Natürlich erlebte und erlebe ich schwierige Zeiten, in denen ich unangenehme Erlebnisse bewältigen und mein Handicap offenlegen muss.»

Aufgrund eines interessanten Angebots der aity AG hat sich Roger entschieden, von der Selbstständigkeit wieder zurück in ein Arbeitsverhältnis zu kehren. aity unterstützt ihn in der Weiterbildung zum EMBA Digital Leadership an der HWZ.

Heute sei er in Frieden mit seiner Unvollkommenheit und dankbar für sein Leben und seine Karriere. Nicht zuletzt, weil er sich selbst treu bleibe.

Gruppenfoto aity
Roger Tobler mit seinen Kolleginnen und Kollegen der aity AG

Scheitern ist für Roger eine wichtige Fähigkeit. Er hat für sich vier Prinzipien definiert, die auch für andere wertvoll sein können:

Leitsatz 1 – Ich schätze mich selbst
Ich habe ein gesundes Selbstvertrauen, das nicht von Menschen oder externen Ereignissen diktiert wird. Wenn ich versage, bezeichne ich mich nicht als Versager. Ich reflektiere mich selbst, um den Rückschlag zu verstehen und aus Fehlern zu lernen.

Leitsatz 2 – Ich zeige nicht mit dem Finger auf andere
Wenn ich versage, gebe ich nicht anderen die Schuld für meinen fehlenden Erfolg. Denn Schuldzuweisungen hindern mich daran, aus Fehlern zu lernen. Ich möchte mich weiterentwickeln und an meinen Unvollkommenheiten wachsen.

Leitsatz 3 - Ich sehe Scheitern als vorübergehend
Ich kann Rückschläge von meinem Selbstwert trennen. Wenn ich scheitere, vertraue ich mir selbst und habe eine positive Einstellung. Indem ich den Rückschlag relativiere, kann ich Scheitern als begrenztes Ereignis und nicht als Zustand der Unfähigkeit sehen.

Leitsatz 4 - Ich gehe vorwärts
Ich weiss, dass wir alle scheitern, weil wir nicht perfekt sind. Wenn ich scheitere, ändere ich meine Herangehensweise, bis ich die richtige Lösung gefunden habe, die funktioniert. Ich mache weiter, im Wissen, dass die Vergangenheit nicht mehr geändert werden kann. Ich möchte mir selbst treu bleiben und mich und mein Umfeld positiv beeinflussen.

Blick in die Zukunft

Unvollkommenheiten und Misserfolge sind wertvolle Sprungbretter für die persönliche Weiterentwicklung. Roger hofft, dass seine Kinder nicht die gleichen Rückschläge hinnehmen müssen wie er selbst. Und dass wir eine Kultur schaffen können, die unsere Unvollkommenheiten akzeptiert und uns ermutigt, sie offen zu teilen, ohne dass wir uns verstecken oder schämen müssen.

Zum Abschluss lud er alle Teilnehmenden ein, über ihre eigenen Unvollkommenheiten nachzudenken und wie deren Akzeptanz zu neuen Möglichkeiten und persönlichem Wachstum führen kann. Dann zog Roger seine Prothese ab und sagte:

«Ich bin unvollkommen. Ich umarme meine Unvollkommenheiten. Ich versage. Ich mache weiter.»